Das Verlegematerial hat sich in den letzten Jahren verändert. Während der Einbau bei Platten aus Natur oder Betonwerkstein eher stagniert, verzeichnen Platten aus Feinsteinzeug mit einer Dicke von ca. 20 mm starke Zuwächse am Markt. Heute sind großformatige Fliesen oder oder Keramikplatten von 1 x 1 Meter keine Seltenheit mehr. Die Schichtdicke reicht von 8 mm bis 35 mm.
Das hat natürlich auch Einfluss auf die Verlegeart. Die Herausforderung für Galabauer und Fliesenleger besteht darin, große Platten für den Außenbereich mit einem geringen Eigengewicht fachgerecht und vor allem dauerhaft zu verlegen.
Wichtig für die Experten: Es gibt 2 Regelwerke, die sich mit der Belagsverlegung von keramischen Platten im Außenbereich beschäftigen. Zum Ersten: Die ZTV Wegebau der FLL* von 2013. Sie behandelt die Verlegung von Betonwerkstein, Pflaster, Natur- und Naturwerkstein von un- bis vollgebundener Bauweise.
Keramische Platten im Außenbereich sind derzeit zwar noch nicht erfasst, werden jedoch bei der anstehenden Aktualisierung mit aufgenommen. Bis dahin muss die Verlegung vom Galabauer als Sonderbauweise vereinbart werden. Die ZTV Wegebau unterteilt die Belastung in 3 Nutzungskategorien - wobei für die Keramik nur die Kategorie N1 relevant ist. Die Kategorie N1 (nicht befahrene Flächen) gilt dabei für die Verlegung auf Terrassen. Hier werden u.a. Anforderungen an die Drainfähigkeit, Frostbeständigkeit und Druckfestigkeit des Bettungsmörtels und an den Fugenmörtel gestellt.
Zum Zweiten: Das ZDB Merkblatt Außenbeläge behandelt die Verlegung von Fliesen und Platten entweder als feste oder als lose Belagskonstruktion. Die Verlegung von großformatigen Keramikelementen wird dabei ebenfalls erwähnt, jedoch als feste Konstruktion auf Balkonen und erdberührten Terrassen nicht empfohlen.
Wie die folgende Tabelle zeigt, arbeiten sowohl Galabauer als auch Fliesenleger mit sehr ähnlichen Systemen, lediglich der Sprachgebrauch ist unterschiedlich. Darüber hinaus hat der Fliesenleger noch die Möglichkeit, dünnschichtige Konstruktionen auf massiven Untergründen auszuführen.
Um Spannungen zu kompensieren, empfiehlt sich bei Großkeramik im Außenbereich eine Verlegung auf Grobkornmörtel. Dabei sollte man sich an den Normen für Natur- und Betonwerkstein DIN 18332 und DIN 18333 orientieren, jedoch die Mörteldicke auf 50 mm erhöhen.
Dieser Aufbau kann auch auf einer ungebundenen Tragschicht eingesetzt werden, wie es im Merkblatt ZTV Wegebau für Beton- und Naturwerkstein beschrieben ist. Danach sollte auf diese Schotter-Tragschicht zunächst ein Drainage-/ Bettungsmörtel aufgebracht werden, der im verdichteten Zustand eine Dicke von 6 cm erreicht. Der Vorteil: Diese Schicht ist extrem wasserdurchlässig und auf dem Schotterbett gleichzeitig tragfähig.
Hier unterscheiden wir zwei Arbeitsweisen: Während der Fliesenleger den Belag auf den abgebundenen Bettungsmörtel klebt, klopft ihn der Galabauer in der Regel frisch in den Bettungsmörtel ein. Um die Drainfähigkeit des Bettungsmörtels im Fugenbereich zu erhalten, kämmt man für Feinsteinzeug geeignete Fliesenkleber oder Kontaktschlämme nur auf der Rückseite des Belages auf. Die Zahnung sollte dabei dem Plattenformat angepasst werden, mit vorheriger Kratzspachtelung auf der Plattenrückseite. Die Verfugung kann je nach der Begehbarkeit des Belages mit einem zementären Fugenmörtel wasserundurchlässig oder mit einer Kunstharzfuge drainfähig erfolgen. Unabhängig von der Wahl des Fugenmörtels sollte das Gefälle mindestens 1,5 % betragen, damit bei Starkregen eine gute Entwässerung der Fläche erfolgt und im Winter die Verletzungsgefahr durch Eisbildung reduziert wird.
Großformatige Keramikplatten sollten immer in Kreuzfuge verlegt werden – ganz gleich, ob die Fugen nun mineralisch oder harzgebunden verschlossen werden. Bei den Fugenbreiten gibt die DIN 18352 eine technisch notwendige Fugenbreite von 2 bis 8 mm vor. Dabei können jedoch, je nach Art, Format und Materialtoleranz sowie dem Verwendungszweck der Belagsstoffe größere Fugenbreiten erforderlich sein. Eine Fuge unter 5 mm ist für den Außenbereich nicht ausreichend, denn durch Temperaturbelastungen stehen gebundene Außenbeläge immer unter einer gewissen Grundspannung.
Große Formate benötigen also breitere Fugen als kleinere Formate. Die ZTV Wegebau gibt für die dort behandelten Beläge (Pflaster und kleinen Platten) eine Fugenbreite zwischen 5 und 15 mm vor, bei Platten mit über 60 cm Kantenlänge eine Breite zwischen 10 und 15 mm. Aus technischer Sicht sollte man bei der Verlegung von Feinsteinzeug im Außenraum mind. 1% der längsten Plattenseite als Fugenbreite wählen. Das heißt aber: Bei einer 60 cm-Platte sollte die Fugenbreite mindestens 6 mm betragen, was jedoch von vielen Bauherren aus ästhetischen Gründen nicht akzeptiert wird. Generell ist auch noch zu berücksichtigen, dass notwendige Bewegungs- und Anschlussfugen mit speziellen Schaumstreifen bis in die Bettung geführt und mit elastischen Fugenfüllstoffen verschlossen werden.
Während der Galabauer bei entsprechendem Systemaufbau in großem Umfang drainfähige Kunstharzfugen einsetzt, sind diese im Bereich der Fliesenverlegung noch unüblich. Diese wasserdurchlässigen Fugen können eingesetzt werden, wenn unter dem Drainagemörtel ein tragfähiger, drainfähiger Untergrund oder ein undurchlässiger Untergrund (z.B. abgedichtete Betonplatte) mit einer zusätzlichen Entwässerungsebene gegeben ist, etwa durch eine Drainagematte. Der Vorteil der drainfähigen Fuge: Regenwasser wird in gewissem Umfang bereits abgeführt und muss nicht über die gesamte Fläche abfließen.
Der Markt der großformatigen Keramik im Außenbereich ist auf Wachstum ausgerichtet und schafft so ein lukratives Betätigungsfeld für den Fliesen-Fachbetrieb. Ein schönes obendrein, denn mithilfe seiner Regelwerke kann der Fliesen-Profi heute den Bauherren Lösungen bei der Verlegung großformatiger Fliesen auf jedem Untergrund anbieten und die Vorteile der gebundenen Bauweise aufzeigen.
Allerdings: Der Wettbewerb wird anspruchsvoller, denn Entwicklungen wie die ZTV Wegebau öffnen auch anderen Gewerken den Zugang zur Keramikverlegung im Außenbereich. Die gute Nachricht: Das erfolgreiche Fliesen-Comeback auf Terrassen und in Gärten stellt ein wachsendes Marktsegment für alle Fliesen-Experten bieten. Eine günstige Gelegenheit, die man sich jetzt nicht entgehen lassen sollte.
Mit dem richtigen Know-how und der Anwendung der gängigen Regelwerke, wie der ZTV Wegebau und dem ZDB Merkblatt Außenbeläge, kann der Fliesenleger erfolgreich keramische Platten im Außenbereich verlegen und seinen Kunden attraktive und langlebige Lösungen anbieten. Die Nachfrage nach hochwertigen Außenbelägen wird weiter steigen, und der Markt für großformatige Keramikplatten bietet ein erhebliches Potenzial für den Fliesen-Fachbetrieb
Autor: Dr. Detlef Ricken
Marktmanagement Fliese, SAKRET Bausysteme